FREITAG: Das Lernen geht weiter

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Ein kleiner Test am Morgen hat ergeben, dass fast alle meine Chakren aktuell aus der Balance sind. Ausgenommen mein Hals-Chakra. Der perfekte Tag also, um mich mitzuteilen.

Ja, mein Leben ist momentan wieder proppenvoll, und offenbar verschließen sich meine Chakren von innen. Von unten nach oben: Ich hatte einige Wochen ein Problem mit meinem linken Fuß, der einfach etwas anderes wollte als ich. Ruhe, Extremcouching, Fürsorge. Und ab dem Zeitpunkt, an dem ich das begriffen hatte, konnte er heilen. Für das Gleichgewicht ist ein schmerzender Fuß suboptimal, doch da bin ich zuversichtlich. Was mein Sakralchakra angeht – na ja. Ich wollte meine C-Zeit dazu nutzen, endlich das dritte „Voll50“-Buch zu schaffen mit allem, was ich dazu an Ideen aus Kapstadt mitgebracht hatte. Und diese Ideen finde ich nach wie vor gut. Doch die Schöpferkraft lässt mich im Stich. Seit drei, vier Wochen habe ich mir einen eigenen Tag nur dafür reserviert – irritierend, dass seitdem immer an diesem Tag irgendetwas Dringendes passiert, was meine Aufmerksamkeit erfordert. Und nein, nicht immer steht der Willen fürs Werk. Andererseits: Wenn ich mich auf die göttliche Vorstellung von Geschwindigkeit verlasse, wird mir schon der richtige Zeitpunkt und damit auch der entsprechende Energieschub vermittelt werden. Hoffe ich zumindest, denn ich bin sicher, bislang schon einige Hinweise in dieser Richtung übersehen zu haben. Aber hey, ich bin ein lernendes Wesen und insofern optimistisch. Unmittelbar damit hängt mein Nabel-Chakra zusammen. Wenn eine Ebene darunter Ebbe herrscht, kann die übergeordnete wenig machen. Doch daran arbeite ich, zumal sich herausgestellt hat, dass es eine direkte Verbindung zwischen meinem Fuß und diesem Chakra gibt. Entsprechende Yogaübungen, Ernährung und Meditationen zeigen Wirkung, was meinen Optimismus befeuert. Hitze ist jetzt zwar nicht unbedingt das Richtige für diese Körpergegend, aber dafür eine Freude für das Wurzel-Chakra. Dass ich mir meine Fuß-Chakren als rote Kreise vorstellen soll, wie mir eine Meditation verrät, hilft dabei. Das Rot wird einfach umgeleitet.

Dass das Herz-Chakra aus der Balance ist, ist vermutlich eine Folge aus all dem. Nicht, dass ich die Menschen in meinem Leben nicht mehr lieb hätte oder ihnen nicht mehr mit Mitgefühl begegnen würde – mir fehlt einfach die Zeit, mich darauf einzustimmen und es wirklich zu empfinden. Ich habe zwar eine Art Autopilot diesbezüglich, weil ich um ihre Bedeutung in meinem Leben weiß. Doch spüren ist noch einmal eine andere Dimension. Das ist wie mit ständigem Begehrtsein – man kann irgendwann einmal kein eigenes Begehren mehr empfinden, sondern reagiert nur noch.

Das Hals-Chakra ist aktuell – wie gesagt – in Ordnung, das Stirn-Chakra die nächste Baustelle. Obwohl ich da kürzlich wirklich einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben glaubte. Und zwar hin zu mehr Bewusstheit und Erkenntnis. Was ja im Idealfall das Ergebnis von Lernen sein sollte. Ich habe nämlich gelernt, dass ich etwas absolut persönlich Gemeintes überhaupt nicht persönlich genommen habe. Andere nahmen das an mich Herangetragene viel persönlicher als ich, und das brachte mich zum Nachdenken. Wenn es um die Interaktion mit mehreren Menschen in einem Lernumfeld geht, bin ich manchmal ein bisschen blind. Ich will Wissen generieren, die Gruppendynamik ist dabei sekundär. Natürlich ist es wichtig, dass Wertschätzung und Respekt herrschen, doch für das Subkutane fehlt mir die Wahrnehmung. Und deshalb habe ich das persönlich Gemeinte auch nicht kommen sehen wie andere. Was aber insofern nichts macht, weil ich gelernt habe: Mein Selbstwert ist stabil, ich kann mich in Momenten wie diesen darauf konzentrieren, was mir das Gegenüber über sich selbst erzählt. Dabei hilft vermutlich auch, dass ich mich inzwischen schon sehr daran gewöhnt habe, eine Projektionsfläche für andere zu sein. Früher habe ich mich darüber unglaublich aufgeregt und nächtelang gebrütet, was denn an mir diese Eindrücke hervorgerufen haben könnte. Inzwischen weiß ich: Reaktionen wie diese haben mit mir gar nichts zu tun. Ich bin okay, der/die andere aber auch – selbst, wenn wir darin übereinstimmen, eben nicht übereinzustimmen. Könnte der kleine Test sich bezüglich meines Stirn-Chakras geirrt haben?

Richtig lag er sicher beim Kronen-Chakra, denn kommt momentan gar nichts rein, obwohl ich in meinen Tagen Zeit für Spiritualität reserviere, jeden Morgen meditiere und auch zwischenzeitlich meinem Hörsinn Ruhe gönne. Könnte es sein, dass ich einfach grenzenlos übermüdet bin, wahlweise überreizt oder überbeansprucht? Vermutlich. Doch wenn ich mir die nächsten zehn Tage anschaue, ist für das Ausbalancieren wenig Zeit. Andererseits: Jetzt, wo ich es weiß, kann Abhilfe geschaffen werden. Regelmäßige Stille, Einkehr und Grünkraft können helfen, gleichzeitig das stete, aber sanfte Dranbleiben an dem, was mir wichtig ist. Öfter durchatmen. Besseres Selbstmanagement statt Zeitmanagement. Heureka!

Über die Autorin

Claudia Dabringer

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