FREITAG: Frieden in den vier Wänden

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Der Medienkonsum hat mich wieder eingefangen. Und es ist gar nicht so einfach, das in vernünftigen Bahnen zu halten, zumal vieles zum Kopfschütteln anregt und einiges kaum kommuniziert wird.

Gleich vorweg: Ja, ich hatte eine Anwandlung, die wahrscheinlich einer leichten Panikattacke entspricht. Und ja, in meinem Kopf spielte das Kakophonie-Orchester bei den ersten Meldungen, dass sich unser Leben vermutlich gravierend ändern wird. Also betrachten Sie bitte alle folgenden Erkenntnisse durch die Brille einer Frau, die nicht in einem anderen Universum oder auf einer Insel lebt.

Obwohl ich Inseln ja sehr liebe. Und blicke ich auf mein aktuelles Dasein, so gleicht es vermutlich einer Art Inseldasein. Vieles an meinem Leben hat sich allerdings nicht verändert, denn schon seit geraumer Zeit habe ich mir meine sozialen Kontakte sehr bewusst eingeteilt. Nicht, weil ich Angst vor irgendeiner Art von Ansteckung hatte, sondern weil ich mehr Zeit für mich und meine Pläne haben wollte. Insofern bin ich eingeschränkte Begegnungen inzwischen gewöhnt. Dass sie nun ganz wegfallen, sprich dass ich meine Freundeschar auf unbestimmte Zeit nicht mehr umarmen darf, ist selbstverständlich bedauerlich. Und ich weiß auch, dass es nicht für jede/n von ihnen einfach ist, plötzlich für das eigene Entertainment zu sorgen. Telefonate können das Bussi nicht ersetzen und doch helfen, sich gegenseitig auf dem neuesten Stand zu halten. Viel wird sich nicht tun im Äußeren, im Inneren dafür vermutlich umso mehr. Sogar die Polizei richtet sich schon darauf ein, dass sie jetzt vermehrt zu häuslichen Unstimmigkeiten gerufen wird. Die Randalierer im Umfeld von Nachtlokalen haben ja Ferien, die sie vermutlich zuhause verbringen (müssen).

Was mich traurig stimmt, ist die Tatsache, dass die Grenze zu Deutschland gesperrt ist, wo meine Kinder und ihr Vater leben. Auch wenn ich die Kids aufgrund ihres eigenen Lebensrhythmus‘ nur mehr sporadisch sehe, ist es doch etwas anderes, ob wir uns gezielt Zeit füreinander nehmen oder das von oben geregelt wird. Grundsätzlich wecken solche Erlasse meine Rebellion und ich drifte schnell in eine „Jetzt erst recht“-Haltung. Doch aktuell nützt mir das gar nichts, weshalb ich beschlossen habe, das Beste aus der Situation zu machen. Und das ist: Ich nehme alles, wie es ist.

Und hüte mich vor Kopfkino, das ja momentan ob der geschlossenen Filmtheater ohnehin ins innere und äußere Wohnzimmer umgezogen ist. Ich bekomme Filmchen von Hamsterkäufen, meine Mutter steht vor leeren Nudel- und Reisregalen, kein Tag vergeht ohne Späße über Toilettenpapierberge. Zu letzterem habe ich meine eigene Theorie entwickelt: Menschen unter Stress oder in Panik reagieren häufig mit verflüssigtem Stuhlgang. Und wenn sie dann auf dem Thron sitzen und sich fragen, wie lange diese körperliche Disbalance dauern könnte, wollen sie natürlich vorbereitet sein. Und die, die keinen Durchfall haben, folgen dem Herdentrieb. Ayurvedisch gesehen, gibt es andere Möglichkeiten, sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen, aber dazu muss man bereit sein.

Apropos Ayurveda: Da ich seit Jahren nach dieser Philosophie zu leben versuche, habe ich überhaupt keine Probleme mit leeren Regalen oder Schütten. Denn das, was mir laut Ayurveda gut tut oder der Situation angemessen ist, finde ich nach wie vor. Und schon alleine deshalb sehe ich für mich persönlich keinen Grund, Nudeln oder Reis, geschweige denn Klopapier zu horten. Ich brauche Nüsse, Käse, Früchte mit hohem Vitamin C-Gehalt, Gewürze. Und Frischluft. Dass ich spazieren gehen kann, empfinde ich als großes Glück. Und meinen Garten sowieso, der mir auch soziale Interaktion mit meinen Nachbarn ermöglicht, selbst wenn es schwer fällt, den Kleinsten nicht über den Zaun zu heben und mit ihm die Fische in meinem Teich zu zählen. Wenigstens haben wir vor kurzem eine Seilbahn zwischen den beiden Häusern gebaut, um Dinge austauschen zu können. Der Sinn des Ganzen ist überschaubar, doch es macht Freude. Dem Kleinen und uns Großen, die wir uns an seiner Freude aufrichten.

Insofern habe ich meinen Worten von letzter Woche nicht sehr viel an Erkenntnis hinzuzufügen. Das Immunsystem zu stärken bleibt wichtig, die Bewegung in der frischen Luft und zum Alleinseinmüssen eine neue Perspektive zu entwickeln ebenso. Denn statt sich ob der verordneten Selbstisolation leid zu tun, kann man das vom Selfcaring-Aspekt her betrachten. Ich kann beispielsweise endlich meine gesammelten Magazine und Wochenzeitungen lesen, ausgiebig und sinnvoll für mich selbst kochen, Podcasts hören und mich auf Themen fokussieren, für die mir unter normalen Umständen die Zeit gefehlt hätte. Und damit meine ich nicht die 300. Doku über COVID-19.

Was ich diesbezüglich verstehe: Der menschliche Körper mit einem intakten Immunsystem kann durchaus damit fertig werden, die Sterberate liegt bei unter einem Prozent. Ich verstehe auch, dass ein Infizierter nicht gleichzusetzen ist mit einem Erkrankten. Ich verstehe, dass es mit heutigem Stand über 80.000 Menschen weltweit gibt, die gesund geworden sind. Und ich verstehe, dass Stress oder Panik das Entzündungsrisiko im Körper erhöhen. Wenn also jeder darauf schaut, dass er gelassen bleibt und seine Widerstandskraft stärkt, dürfte allen geholfen sein. Denn selbst wenn man sich die Virusdinger einfängt: Wenn wir sie intrinsisch bekämpfen können, tragen wir sie auch nicht mehr weiter.

Also stärken Sie sich mit allem, was Ihnen (außer körperlichen Berührungen) gut tut: lustige Filme, anregende Bücher, interessante Podcasts, Entrümpeln, Frühlingsputz, Garten/Balkonarbeit, Bewegung im Freien, Atemübungen zu angenehmer Musik, selbst musizieren. Nehmen Sie ein ausgiebiges Schaumbad, holen Sie Ihre Brettspiele oder Spielkarten aus dem Schrank, rufen Sie liebe Menschen an. Es gibt vieles, was man tun kann – finden Sie es raus! Und bleiben Sie gesund.

Über die Autorin

Claudia Dabringer

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