FREITAG: Von der Prinzessin zur Königin

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Ich bin ja ziemlich brainy, aber bei manchen Dingen bin ich einfach gestrickt. Zum Beispiel wenn es um den Kauf eines neuen Autos geht. Da gilt: reduced to the max. Also mein max.

Ein Auto muss für mich vor allem eines liefern: Betrieb. Es muss funktionieren, wenn ich es brauche, was ohnehin nicht oft vorkommt. Doch dann will ich keine Gedanken an alte Zündkerzen verschwenden und auch nicht jedes Mal ein Gebet gen Himmel schicken, dass mich die himmlische Obrigkeit heil von A nach B bringen möge. Einsteigen, starten, Musik anstellen und aufs Gas steigen. So und nicht anders möchte es die Autofahrprinzessin in mir.

Allerdings müssen selbst Prinzessinnen in der heutigen Zeit begreifen, dass das Wünschen helfen kann, allerdings nicht obligatorisch sein muss. Schon gar nicht, wenn es um ein Auto geht, das mehr aus Elektronik als Schraubteilen besteht. Und das Einsteigen, Starten, Musik anstellen und Gasgeben endenwollend ist, wenn eben diese Elektronik immer wieder rülpst. Da rutscht einer nämlich das Lied auf den Lippen in den Hals, wo es dann stecken bleibt. Und das ist für die Autofahrprinzessin alles andere als ein dauerhafter Zustand.

Also habe ich mich dazu durchgerungen, ein neues Auto zu kaufen. Und das möglichst bei der Werkstatt meines Vertrauens, weil es im Grunde immer um das Service geht. Das muss stimmen, das Auto kommt danach. Und ich habe bereits in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, wie leidenschaftlich in dieser Werkstatt Autos an den Mann und die Frau gebracht werden. Die lieben Autos richtig. Und heute durfte ich das auch wieder erfahren, denn das Leuchten in den Augen des zuständigen Verkäufers war unschwer zu übersehen. Als er mir von Tempomat und Sitzheizung, Fußgängerschutz und Sitzbezügen vorgeschwärmt hat.

Es ist wirklich immer eine Freude für mich, wenn ich Menschen begegne, die von ihrem Beruf begeistert sind. Denn es gibt für mich kaum Schlimmeres, als wenn sich Leute täglich acht Stunden durch eine Tätigkeit schleppen, die ihnen mitnichten entspricht. In diesem Sinne habe ich dem Verkäufer mit Wohlwollen zugehört, bevor ich ihm meine Meinung übermittelt habe. Dass mir unendlich langweilig werden würde, wenn ich die Geschwindigkeit meinem Auto überlassen würde. Dass ich ausreichend eigene Hitze besitze und deshalb die Sitzheizung vermutlich nie in Betrieb nehmen werde. Dass ich nicht die Absicht habe, einem Fußgänger so nahe zu kommen, dass er vor mir beschützt werden möchte. Dass mir die Bezüge solange egal sind, bis ich mir Augen am Allerwertesten angeschafft habe. Was kaum der Fall sein wird, weil meine Prioritäten ganz woanders liegen.

Wichtig an einem Auto sind für mich genau vier Dinge: die Farbe, elektrische Fensterheber, ein Aux-Anschluss für mein Musikhandy und ein Radio. Für alles andere möchte ich nicht bezahlen, doch das ist serienmäßig vorhanden. Und wird mich vermutlich in Versuchung führen, es irgendwann einmal doch zu benützen. Am ehesten bietet sich vermutlich die Sitzheizung an, sollte ich einen frühen Termin haben und mich vor sechs Uhr wintermorgens ins Auto schleppen müssen. Dabei wird mir schon die Farbe des neuen Autos die Seele wärmen. Sie heißt spring blue und ist genau das richtige für ein Frühlingskind wie mich. Aus Karmaviolett wird also frühlingsblau, aus einer latent verunsicherten Autofahrprinzessin hoffentlich bald wieder die Queen of the Road. Ich kann es kaum erwarten. Und das Gefährt wird sogar Platz für die zwei Hunde meines Partners haben. Doch das wird noch eine ganz eigene Geschichte.

Die gesprochene Version dieses Textes finden Sie auf www.voll50.com/category/podcast

Über die Autorin

Claudia Dabringer

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